Was wir hinter uns haben
Im Frühjahr war ich bereits zwei Tage im Saarland bzw.
Rheinland-Pfalz auf dem Saar-Hunsrück-Steig unterwegs. Nun hatte Bernhard
Sesterheim, der Organisator, sich nochmal etwas Neues ausgedacht: An 4 Tagen
mit Etappenlängen mindestens einer Marathonlänge ging es wieder durch die saarländische
bzw. rheinland-pfälzische Mittelgebirgslandschaft. Und da in Schengen,
Luxemburg, gestartet wurde und ein paar Kilometer der Strecke auch in Frankreich
zu absolvieren waren, hob Bernhard zum Tag der Deutschen Einheit den „Dreiländerlauf“
aus der Taufe!
3. Oktober 2013: Schengen
– Mettlach/Dreisbach (43,0 km)
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Vor dem Start in Schengen ist noch gut lachen |
Die am Vortag angereisten Teilnehmer wurden von Trier, wo in
der Jugendherberge übernachtet wurde, nach Schengen gebracht. Direkt am
Moselkai, wo am 19. Juni 1990 die Außenminister der Beneluxstaaten, Frankreich
und Deutschland an Land gingen, um die Durchführungsbestimmungen zum bekannten
Visaabkommen zu unterzeichnen, hielt heute nun Bernhard das Läuferbriefing.
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Läuferbriefing in Schengen |
Noch hatte ich gut Lachen, aber dann ging es richtig los: Nach ein paar
Kilometern auf einem Fahrradweg im Herzogturm wurde die Brücke Mosel überquert,
und es ging zum ersten Mal entlang aufwärts, inmitten von Weinreben. Da
brauchte man die Luft für etwas Anderes, aber oben warteten bereits der erste
Verpflegungspunkt und eine grandiose Aussicht auf das Moseltal. Nun begleitete
uns auch wieder die grün-blaue Markierung des Saar-Hunsrück Steigs, und die
Strecke verlief abwechslungsreich durch Wälder und über
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Geniale Aussicht auf das Moseltal |
Felder, und zumeist
auch entweder auf- oder abwärts. Hätte mir zwar schon noch gerne die rekonstruierte
römische Villa angeschaut, aber dazu war nun doch keine Zeit… Grandioser
Höhepunkt dieser Etappe war definitiv die Aussicht auf die berühmte
Saarschleife bei Mettlach.
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Saarschleife bei Mettlach |
Dann ging es kontinuierlich bergab, und die letzten
Kilometer zur Jugendherberge Mettlach-Dreisbach war der Saar noch zu folgen.
Ein paar „ebene“ Kilometer zum Etappenabschluss (knapp 43km)…
4. Oktober 2013:
Mettlach/Dreisbach – Weisskirchen (47,7km)
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Ich denk, ich lauf' im Wald! |
Gut erholt schloss sich am nächsten Morgen Bernhards Briefing
für die 2. Etappe an. Dadurch, dass die Distanzen eben nicht über 60km lagen,
war auch genug Zeit zu Regenerieren. Nun ging es wieder los! Erst wieder
entlang der Saar, wie wir gestern auch gekommen waren, aber dann durch Mettlach
„City“, und dann, wer hätte es gedacht, wieder bergauf! Die Strecke erwies sich
insgesamt auch als schwieriger als am Vortag, felsiger, mehr Wurzeln. Und ein
paar mehr Höhenmeter. Aber der Lauf auf das, was man neudeutsch als „Single-Trail“
bezeichnet, war genial. Mal über Sumpfland, mal durch Nadelwald, mal über Stock
und Stein, was man alles direkt über die
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Waahhh!!! Warum lande ich immer
bei denen im Zimmer? |
Fußsohlen erfühlen konnte! Und immer mal
wieder Läufer, die entweder mich überholten, oder die ich überholte, und ein
kurzes Schwätzchen. Als ich denn endlich in Weisskirchen angekommen war, merkte
ich, dass mich drei meiner schnelleren „Mitläufer“ schon auf ihr
Jugendherbergszimmer gebucht hatten, was wahre Begeisterungsstürme im Zimmer auslöste…
Aber es ist nicht immer einfach, ein Zimmer mit zwei Hunsrückern und einem verschärften
Schwaben zu teilen.
5. Oktober:
Weisskirchen – Hermeskeil (42,7km)
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Durchwachsenes Wetter an Tag 3 |
Nach einer Nacht, die bis in die frühen Morgenstunden vom
Krach zuschlagender Türen geprägt war, ging es auf die nächste Etappe. Es hatte
die Nacht über tüchtig geregnet, und auch bei Start nieselte es. War aber dann
doch erstaunt, als mein schwäbischer Zimmerkollege es tatsächlich fertig gebracht
hat, mit Regenschirm zu laufen, und das auch ziemlich zügig! Aber in
Baden-Württemberg kann man ja alles, bis auf… J
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Wieder ging es über Wälder und Felder mit vielen Steigungen und einigen
Abstiegen, aber insgesamt war die Strecke trotz des Regens einfacher zu laufen
als gestern. Zu Mittag lies der Regen nach, und man konnte sie am vorletzten Verpflegungspunkt
einen interessanten Bieberbau in Augenschein nehmen…
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Letzte Verpflegungsstation der 3. Etappe |
Zum Schluss musste noch
eine Zusatzschleife auf einem Wirtschaftsweg, ca. 2 km kontinuierlich bergauf,
gelaufen werden, was mir dann noch die letzten Kräfte der Etappe raube. So
langsam machte sich das Laufpensum der letzten Tage doch bemerkbar. Ein Wunder,
wie manche meiner Laufkollegen diese Strecken einfach so wegzustecken schienen.
6. Oktober 2013
Hermeskeil – Trier (56,0km)
Zu unserer nunmehr eingeschworenen Zimmergemeinschaft kam
letzte Nacht noch ein Schweizer dazu, und die eidgenössisch- schwäbischen Kommunikationsschwierigkeiten
trieben einem einfach nur die Lachtränen in die Augen… Und um 9
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Asphaltbelag war eher die Ausnahme
auf dem Saar-Hunsrück-Trail |
ging es wieder weiter. Gerüchteweise
war zu hören, dass die Etappe heute doch etwas länger als die ausgewiesenen 48km
sein sollte, von daher waren ein paar langsamere Läufer, mit ihnen auch die mit
73 Jahren älteste Teilnehmerin, schon eine Stunde früher gestartet. Das Wetter
war zwar durchwachsen, aber weitgehend trocken, und so konnte ich nochmal trotz
schmerzender Oberschenkel den Hunsrück genießen.
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Auf der 4. und letzten Etappe |
Diesen Teil der Strecke kannte
ich weitgehend, da ich diese im Frühjahr, allerdings in der entgegengesetzten
Richtung, gelaufen war. Nur war eben nun, was damals eine tolle Strecke zum
Abwärtstraben ziemlich am Anfang war, nun eben eine kilometerlange
kontinuierliche Steigung kurz vor Trier. Zählte meine Schritte, 100 Schritte
laufen, 50 Schritte gehen, 100 Schritte laufen… Mehr war einfach nicht mehr
möglich! Und dann, sah man schon die Vororte von Trier! Ich war also praktisch
da! Naja, fast, es ging schon nochmal an Vororten vorbei, wobei man aber fast
bis zum Schluss wirklich auf Wanderpfaden, und kaum auf Asphalt, gelaufen ist.
Aber dann war man praktisch da! Nein, doch nicht! Bernhard wartete am letzten
Verpflegungsstand, und informierte, dass nun doch ein paar 5 Kilometer mehr zu
laufen waren…
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Fast da: Vororte von Trier |
Naja, aber es ging ja nun noch bergab. Aber auch das tat nun weh.
Ab und an überholt ich eine Laufkollegin, die mich dann auch immer wieder überholte,
und wir beschlossen, innerhalb von Trier zusammen zu laufen, damit wir uns
nicht auf den letzten Kilometern noch verliefen (davon war ich im Gegensatz zu anderen Läufern in den letzten Tagen so ziemlich verschont geblieben, und so sollte es auch bleiben). Und wir waren praktisch ja
auch fast da! Aber nein, doch nicht, die Mosel, an der die Jugendherberge lag,
mussten wir erreichen. Dann…. Nein, die Mosel kam, aber die Jugendherberge mit
dem Ziel geografisch erst nach 2 Kilometern, und gefühlt nach 20km! Aber dank
Heidemarie und der dortigen Läufer-Grill-Party kam ich dann nach gut 7 Stunden
doch noch ins Ziel…
Der Dreiländerlauf findet 2014 übrigens wieder vom
3.-6 Oktober statt… Wer so was mal
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Zieleinlauf an der Jugendherberge Trier:
Endlich da!!! |
erleben möchte und wie ich nicht zu den schnellsten zählt, kann auf die ausgezeichnete Organisation (vielen Dank auch an alle Mitarbeiter, und für die tollen Verpflegungsstände!) von Bernhard Sesterheim bauen! (Leider braucht man aufgrund der Nachtaktivitäten in den Jugendherbergen aber auch einen unempfindlichen Schlaf...).
Stefan