2018 Hexenstieg (Sturmedition)

Was wir hinter uns haben

Lange hatte ich mit mir gerungen, ich hatte mich mit Olaf (von Bremen läuft Marathon) und Winfried zum Hexenritt, veranstaltet von Meldeläufer Michael Frenz, angemeldet. 108 Kilometer durch den Harz, von Osterode über den Brocken bis nach Thale, wie ich es auch letzte Jahr gelaufen bin. Läuferisch "lief" es im Frühjahr ganz gut und im Angebot der Harzer Hexenstieg Eventtage war ja auch die doppelte Strecke, von Osterode nach Thale und dann von dort wieder über die Südumgehung der Rappbodetalsperre und Brockenumgehung (allerdings über den Wurmberg!) wieder zurück nach Osterode. 215 Kilometer erschienen mir zwar doch sehr lang, aber ich wollte es mal probieren, zumal ich im Mai und Juni aufgrund privater Projekte wohl keine Zeit für einen ausgiebigen Ultra haben würde. Oberstes Ziel für mich war, die Distanz "einfach" zu finishen.

Ich zahlte bei Michael den Aufpreis auf die ganze Strecke und harrte der Dinge, die da kamen. Je näher das Hexenstieg-Wochenende kam, um so verlässlicher sagte der Wetterbericht warmes und sonniges, aber auch recht stabiles und trockenes Wetter voraus, was mir insgesamt entgegenkam. Hatte ich doch letztes Jahr auf den letzten Kilometern im Bodetal alles anziehen müssen, was ich hatte, um nicht zu frieren.

Leider konnte Winfried verletzungsbedingt doch nicht mit in den Harz und so zogen Olaf und ich alleine los. Vorab war mit das Stressigste den Laufrucksack und den Dropbag für Thale, wo ich auch für ein paar Stunden schlafen wollte, zu packen. Auf den 200 Kilometern konnte ja doch einiges dazwischenkommen und da wollte ich gerüstet sein. Allerdings wusste ich auch aus den Erfahrungen des WiBoLTs, dass weniger oft mehr ist und der Laufrucksack nicht zu schwer werden durfte. Ich hatte einige 100g gespart, zum Beispiel nur eine kleine Notfall-Stirnlampe (44g statt 124g) und statt Smartphone (211g) ein kleines, altes Outdoor-Handy zum Telefonieren und SIMsen (102g).
Läuferbriefing am Vorabend
Am Vorabend zum Start des Hexenstiegs mit 215km und dem Hexenritt mit 103km gab es im Harzer Hof in Thale noch das Briefing durch Veranstalter Michael Frenz. Er war Anfang April selbst den größten Teil der Strecke abgelaufen, einige Wanderwege waren von den Winterstürmen immer noch gesperrt und es mussten einige Umleitungen gelaufen werden. Aber auch bei der aktuellen Streckenführung würde einiges an Holz noch auf dem Weg liegen. Dieses Jahr wäre eine "Sturm-Edition" (nicht wegen des Wetters, sondern wegen den Umleitungen und Behinderungen auf der Strecke). Wichtigster Tipp für die Hexenstiegler: Die Ente sei hinten fett! Nach einem anstrengenden ersten Streckenviertel bis hin zum Brocken würde die Strecke auf den beiden folgenden Viertel vor und nach Thale eher einfach zu laufen sein, während es das letzte Viertel in sich haben sollte. Ich war ja den Hexentanz, den Abschnitt von Thale nach Osterode, vor 2 Jahren schon gelaufen und kannte einige Abschnitte (wobei es seit damals doch gehörige Streckenänderungen gab). Wesentlich besser als im Vorjahr waren die Verpflegungspunkte organisiert, was damals zu einigem Unmut und überzogener Kritik geführt hatte.
Ausgabe des GPS-Trackers
Nach einer recht kurzen Nacht (und einem spontan notwendigen Update eines GPX-Tracks) war ich gegen 5 Uhr wieder im Harzer Hof für das Läuferfrühstück. Ich wollte vorab nicht in Stress kommen, und brauchte ja auch noch den GPX-Tracker. Aber der Organisator hatte auch erheblich mehr Mitarbeiter vor Ort und das ganze lief reibungslos und zügig ab, so dass der Startschuss pünktlich um 6 Uhr erfolgen konnte.
Letzte Instruktionen vor dem Startschuss
Nach einem Auftaktstück durch den Ort ging es ab dem offiziellen Start des Hexenstiegs erstmal stetig bergan auf breiten Forstwirtschaftswegen durch die Wälder, gut zu laufen, erstmal zur Hochebene von Clausthal-Zellerfeld.
Blick zurück nach Osterode
Vorbei ging es am Bärenbrucher Teich und der Huttaler Wiederwaage, einem interessanten Bauwerk des Oberharzer Wasserregals, welches uns auch in den nächsten Abschnitten begleitete. Ab und an waren auch Single-Trails zu laufen, aber mehrheitlich blieb es bei den technisch einfachen Forstwegen.
An Dammgraben des Oberharzer Wasserregals entlang...
Schließlich kam bei Kilometer 21 schon der erste Verpflegungspunkt am Sperberhaier Dammhaus. Ja, bis hierhin war es noch nicht so schwer gewesen, noch ging alles sehr einfach, wenn auch kontinuierlich bergauf, ich hatte noch Augen für das Drumrum, die schöne Landschaft und das Wetter. Aber wie lange das noch andauerte, wusste ich nicht.
Willkommen am VP 1 (Sperberhaier Dammhaus)
Es gab zwar mit Iso-Getränk und Wasser nur ein begrenztes Angebot, mehr wurde aber noch nicht benötigt. Genug Flüssigkeit war ja bei den sich abzeichnenden Temperaturen von entscheidender Bedeutung, und ich nuckelte deswegen regelmäßig immer ein paar Schlucke aus dem Trinkrucksack.
Der nächste VP in Torfhaus lag ja nur gut 13 Kilometer entfernt. Allerdings verlangsamte mich dann die Umleitung des Hexenstiegs (der Magedeburger Weg war noch gesperrt), hier war das dann doch ein durchgehender Trail, dessen Steine und Wurzeln Aufmerksamkeit erforderten und der auch weiterhin eher bergan führte.
Typischer Abschnitt der "Sturm-Edition" des Hexenstiegs
In einigen Abschnitten hatten auch die Winterstürme enorm gewütet, die Baumstämme waren nur zersägt, damit man hindurchkam, aber bei weitem war noch nicht aller Holzbruch abtransportiert. Kurz vor Torfhaus stießen wir dann auch auf die ersten Schneefelder, die aber mächtig am Tauen waren und vielerorts den Boden aufweichten.
Beim VP in Torfhaus lag ich gut in meinem Zeitplan und gönnte mir einen Kaffee und eine Sitzpause. Erstmals konnte man einen Blick auf den Brocken erhaschen. Mit prall gefüllter Trinkblase ging es dann auf dem gut ausgebauten Götheweg weiter Richtung Brocken. Hier waren dann auch einige Wanderer unterwegs und bei Torfhaus überholten mich die ersten "Hexenrittler", die eine Stunde später gestartet waren.
Auf dem Götheweg nach Torfhaus, im Hintergrund der Brocken
Gut 3 Kilometer vor dem Brocken verließ die Lauftrecke den offiziellen Hexenstieg und machte einen Umweg über die Rangerstation bei den Scharfensteinklippen. Einige Läufer verpassten den unscheinbaren Einstieg in den Weg vom gut ausgebauten Götheweg aus und sammelten ein paar Hundert extra Meter, bis sie per GPX-Track den Irrtum bemerkten. Aber ich kannte den Weg vom Vorjahr und hatte dadurch schon einen kleinen Vorteil.
Vom Götheweg zur Rangerstation Scharfensteinklippe
Zunächst ging es auf dem unwegsamen, vom Tauwasser aufgeweichten Weg, bergab. Diesmal führte der Weg wegen Streckensperrungen nicht ganz bis zur Eckertalsperre hinab, was wohl einige Höhenmeter erspart hat.
Immer wieder lag Wald im Weg
Bei der Rangerstation selbst hätte man sich selbst verpflegen können, aber ich packte gleich meine Stöcke aus und bog auf den Panzerplattenweg Richtung Brocken. Und der ging bis auf weiteres: Aufwärts!!! Und das ziemlich massiv!
Aussicht auf die Eckertalsperre
Ich legte auf dem Weg zum Brocken doch einige Pausen ein, hätte schon schneller sein können, aber ich hatte ja erst knapp ein Viertel der Laufdistanz hinter mich gebracht und durfte meine Kräfte nicht einfach so verballern. Zudem wollte ich nicht zu viel schwitzen, auf langen Strecken begünstigt das dann (zumindest bei mir) das Wundlaufen, was mich ja schon an anderer Stelle zu einer Aufgabe eines Ultras gezwungen hat.

Gipfelsturm auf den Brocken

Nicht auf dem Dach der Welt, aber immerhin auf dem Dach von Niedersachsen
Auf dem Brocken gönnte ich mir am Bahnhof der Brockenbahn noch eine schöne kalte Apfelschorle und hatte gerade auch Glück, dass keine Schlange war. Ansonsten waren hier oben schon üppige Touristenmassen.
Aussicht vom Brocken nach Norden
Der Ausblick vom Brockengipfel in die Norddeutsche Tiefebene war grandios! Endlich ging es nun bergab, zunächst auf der Zufahrtsstraße zum Gipfel, dann durch den Wald wieder auf den ausgebauten Forstwegen.
12 Kilometer lang freute ich mich auf den nächsten Verpflegungsstand. Bei der Brockenbahnstation Drei-Annen-Hohne war nun ein bemannter Posten eingerichtet. Ich lag knapp eine Stunde vor meinem Zeitplan und entschloss mich, davon eine halbe Stunde zu rasten, mich auszuruhen und mich zu verköstigen.
Verpflegungspunkt Drei-Annen-Hohne
Ich wollte mich auch ausgiebig setzen, allerdings räumte ich den Platz auf einem der beiden Klappstühle, da ein sichtlich von der Hitze mitgenommener nachkommender Läufer den echt nötiger hatte.
Hirschbach bei Königshütte
Weiter ging es zunächst durch den Wald, dann entlang eines echt schönen Baches, mit Buschwindröschen und Sumpfdotterblumen umsäumt.
Thomas und Wolfgang überholen in Königshütte
So langsam kannte ich auch die Läufer, die kurz vor oder hinter mir waren. Die mich überholten oder die ich überholte. In Königshütte waren Wolfgang und  Thomas dran, mich zu überholen. Thomas kannte ich schon von diversen Ultras und ich war irgendwie immer froh, wenn er (als Orthopäde, so für den Notfall) in der Nähe war.
Weiter ging es an der Überleitungstalsperre bei Königshütte und dann erstmals an der Bode entlang. So langsam fiel das Laufen schwer und ich musste regelmäßig Gehpausen einlegen. Aber egal, ich kam voran und mir ging es relativ gut! Der Gedanke an den nächsten VP in Rübeland hielt mich in Bewegung. Dort warteten eine leckere Bärlauchsuppe, belegte Brötchen und ein großes Apfelschorle auf mich um Café Tannengrund.
Bärlauchsuppe im Café Tannengrund in Rübeland
In Rübeland kümmerte man sich vorbildlich um die Läufer. Einige, die ich vor mir wähnte, kamen erst nach mir an, hatten sich wohl im Weg vertan. Letztes Jahr blieb ich hier nur knappe 5 Minuten, da damals dort eine Reihe von Läufern ausstiegen und die Stimmung gedämpft war. Dieses Mal bleib ich länger, aber mich plagte so langsam meine Verdauung.
Bodetal bei Rübeland
Wieder ging es weiter, ich wollte soweit möglich noch das Tageslicht ausnutzen. Nachts war die Gefahr, dass man sich verlief und Wegmarkierungen übersah, doch wesentlich höher. Bei Neuwerk holte mich Wolfgang ein, den ich zwischenzeitlich überholt hatte. Bei der Talsperre Wendefurth konnte ich wieder durch die Vorjahreserfahrung unnötige Zusatzkilometer sparen. Allerdings war mir die starke Steigung gar nicht mehr in Erinnerung geblieben. Wolfgang blieb zurück, es wurde immer dunkler und ich musste mich von der Hoffnung verabschieden, den letzten Verpflegungspunkt auf dem Weg nach Thale noch bei Tageslicht zu erreichen.

Zudem ging es mir mittlerweile gar nicht mehr gut, litt irgendwie enorm im Magen und noch dazu zog und zog es sich zum nächsten Verpflegungspunkt, das Hotel Bodeblick in Treseburg. Laut GPX-Aufzeichnung müsste er nun doch da sein. Ich konnte nur noch gehen und es zog und zog sich. Noch dazu überholte mich eine ganze Läufergruppe, sehr gerne wäre ich mitgelaufen, aber es ging beim besten Willen nicht.

Meine Stimmung erreichte den Tiefpunkt, so konnte ich den Lauf zurück nicht bewältigen. Schließlich erreichte ich das Hotel Bodeblick, deutlich später als gedacht, und nahm mir dort eine drei Viertel Stunde Zeit, zu essen, zu trinken, die Gastfreundschaft dort zu genießen und etwas zur Ruhe zu kommen.

Ich marschierte dann stramm los, die Jacke, die ich mir angezogen hatte, verstaute ich bald wieder um Rucksack. Auch ohne Joggen wurde es warm genug, kein Vergleich zum letzten Jahr, wo im Bodetal um diese Tageszeit Temperaturen knapp über null Grad herrschten und ich damals für alles, was ich noch dabei hatte, Jacke, Fleece, Handschuhe, Regenhose, etc. äußerst dankbar war.

Für die 11 Kilometer bis zum Ende des Hinwegs, zum Drop-Bag- und Ruhepunkt in der Jugendherberge Thale, benötigte ich so gut 2 Stunden. In der Nacht, so erschöpft und mit einem Magen in Rebellion, war ich damit zufrieden und ich legte in Thale die "Präsidentenrunde" ein, zuerst an der Jugendherberge vorbei, bis zum Bahnhof von Thale, wo sich der offizielle Start des Hexenstieg-Wanderwegs befand, und dann wieder zur Jugendherberge.

Endlich, angekommen! Später als gedacht, aber noch im Rahmen. Sehr beeidruckt war ich dort vom umsichtigen Support von Sebastian G., der den Läufern wirklich alle Wünsche erfüllte. Mein Wunsch zu duschen war auch kein Problem, ich bekam den PIN für das Schloss des DJH-Hauptgebäudes, und traf dort wieder auf Thomas. Er wollte nach dem Duschen gleich weiter, ich wollte mich danach aber etwas im Ruhebereich aufs Ohr hauen. Jetzt weiterzulaufen, ohne Ruhe, wäre für mich wie blindlings ins Unglück laufen.

Und gleich auch alles wie geplant, GPS-Uhr und Navigationsgerät aufladen, Wechsel-Klamotten richten, anderes Paar Schuhe, Müsliriegel und alles andere im Rucksack auffüllen. Noch eine Portion Nudeln und dann ab in die Heia! OK, geschlafen hab ich doch nicht, im Nebenraum war da zu viel Unterhaltung..Ich bekam alles Mögliche vom Lauf mit, wer kam, wer ging, wer aufgab, wer falsch lief, aber egal! Nicht aufregen!!! Einfach ausruhen, Muskeln ruhen lassen.

Ich packte dann aber nach 2 Stunden doch wieder alles zusammen und wollte ich auf die Socken machen. Sebastian G. bat mich, doch später zu starten. Das Hotel Bodetal wurde als ersten VP auf dem Rückweg von Thale nach Osterode wieder angelaufen, aber krankheitsbedingt war das Hotel erst wieder ab 8 Uhr besetzt. Aber jetzt nochmal alles wieder zum Hinlegen auszupacken und mich wieder hinzulegen und mir den zeitlichen Puffer zu zerhauen, das wollte ich nicht.

Nach 25 Kilometer bereits würde ich Hasselfelde erreichen, dort konnte ich entweder ab 8 Uhr in einer Supermarktbäckerei oder bei einer Tanke etwas Frühstücken und Vorräte auffüllen und dies tat ich natürlich nun auch in Thale. Sebastian war wieder äußerst hilfreich (man merkte, dass er echt auch Ultra-Erfahrung hat, er sah direkt, wo etwas fehlte, echt eine super Hilfe!!!).

Um 3:46 Uhr ging es wieder weiter, pünktlich um 8 wollte ich zum Frühstück in Hasselfelde sein. Der Organisator Michael Frenz meinte zum Rückweg des Hexenstieg-Ultras von Thale nach Osterode, dass "hinten die Ende fett" ist, d.h. dass die Strecke am Ende schwieriger und am Anfang einfacher sein würde. Allerdings musste ich nun erstmal von der Jugendherberge im Bodetal zum Hexentanzplatz und da waren schon die ersten paar Hundert Höhenmeter zu überwinden beim Aufstieg auf den mit losem Geröll überzogenen Weg, der sich in Serpentinen den Hang vom Grund des Bodetals zum Hexentanzplatz zog.

Ich hatte geplant, die ersten Kilometer im Dunkeln stramm zu wandern und ich kam entsprechend gut und stetig, aber langsam, voran. Von unten sah ich eine Lichterkette immer höher kommen, das konnten von der Geschwindigkeit und Anzahl unmöglich noch Hexenstieg-Läufer sein. Tatsächlich überholten mich bald knapp 10 Sportler, mit hautengen Triathlonanzügen, Fahrradhelm (wohl wegen dem Geröll und der Stolpergefahr) und Stirnlampen, echt zackig unterwegs. War doch beruhigend, dass man da noch andere Verrückte unterwegs waren.

Ab dem Hexentanzplatz wieder auf breiten, komfortablen Forstwegen durch den dunklen Wald und beim Morgengrauen wieder abwärts ins Bodetal. Das Hotel Bodenblick war wie angekündigt verwaist und geschlossen als ich nach knapp 2 Stunden dort wieder vorbeikam. Ich folgte der Bode bis Ludwigshütte, dann ging es scharf links in Richtung Hasselfelde. So, wieder ein komfortabler Forstweg, aber über Kilometer nur bergauf. Hatte der Veranstalter nicht gesagt, die erste Hälfte des Rückweges sei die einfachere? Noch dazu kosteten umgestürzte Bäume mal wieder etwas extra Zeit. Ok, im Nachhinein betrachtet war das doch nicht so schwierig, es waren etwa 200 Höhenmeter auf 4 Kilometer.
Umgestürzte Bäume auf dem Weg nach Hasselfelde
Endlich lichtete sich der Wald, es ging wieder leicht bergab und in der Morgensonne lag endlich Hasselfelde. Ich konnte mich noch gut an diesen Streckenabschnitt von vor zwei Jahren erinnern, was die Navigation doch wesentlich erleichterte.
Blick auf Hasselfelde
Pünktlich um 8 Uhr konnte ich dann, wie geplant, in der Supermarktbäckerei ausruhen und frühstücken.
Frühstück in Hasselfelde
Ich konnte ausgiebig und in Ruhe frühstücken, Vorräte und Wasser hatte ich noch genug, so dass ich mir den Supermarktbesuch doch zeitlich sparen wollte. So langsam träumte ich doch davon, zu finishen. Ich fühlte mich wieder gut, das Tief vom Vorabend war verflogen, der Magen-Darm-Trakt wieder regulär bei der Arbeit. Mal wieder ein Beleg dafür, dass Schwierigkeiten kommen und gehen können, und nicht alles zwangsweise zum Aufgeben führen musste.

Weiter ging es, abwechselnd mit laufen und zügig wandern, in den Wald, entlang der Rappbodestalsperre, und wieder durch den Wald. Vor mir entdeckte ich zuerst aus der Ferne, dann den Abstand immer weiter verkürzend, einen Läufer, der sich als Thomas entpuppte. Wir waren ja bei der Häfte, in Thale, in etwa gleichzeitig angekommen, aber ich hatte mich nach dem Duschen ja hingelegt, und er ist gleich weiter. Allerdings kam er nur langsam voran: Ihn plagten üble Blasen!
Bachtal bei Königshütte
Aber auch ich war noch nicht am Ziel und ein Finish war noch nicht garantiert, weswegen ich ihm nur kurz Gesellschaft leisten konnte. Also weiter durch den Wald, wieder durch Königshütte durch (einige Passagen waren sowohl auf dem Hin- als auch Rückweg zu laufen).

Hier erlebte ich ein persönliches Highlight! Sebastian G., der Betreuer von Thale, war gerade mit seiner Familie per Auto auf dem Weg zurück nach Osterode und folgte soweit es ging der Strecke. Micht hatten sie entdeckt und auf einmal standen seine Frau und er, und die beiden Töchtern, alle 4 strahlend wie die Sonne, vor mir, und boten mir allerlei erdenkliche Verpflegung an! Ich brauchte zwar nichts, der nächste VP kam auch schon, aber bei so viel Support musste ich doch noch einfach etwas nehmen, und das war auch schnell gefunden! Leider habe ich vor freudiger Überraschung in dem Moment gar kein Bild geschossen.

Weiter an wundervollen Bachtälern entlang und schließlich zum VP 8, knappe Halbzeit des Rückwegs und Verpflegung vom Feinsten! Noch dazu ein nettes Läuferpärchen, das hier Stellung hielt! Es gab nicht nur Verpflegung, sondern auch eine nette Unterhaltung und einfach (nach so vielen Stunden allein auf der Strecke) mal wieder ein gutes Gefühl, Gesellschaft zu haben. Einem anderen Läufer machte die Hitze zu schaffen und er wartete an dem VP darauf, abgeholt zu werden.

In meinem Kopf rechnete es: es war um die Mittagszeit, noch schlappe 70km zu übnerwinden, und 18 Stunden Zeit, das musste doch zu schaffen sein!?!
Herzliche Betreuung an VP 8
Weiter zunächst auf flachen Wegen entlang der Kalten Boden bis zu dem Örtchen mit dem bezeichnenden Namen "Elend".
Ausblick auf das Örtchen Elend
Und das Elend folgte sogleich: ab hier verließ die Strecke die offizielle Brockenumgehung des Hexenstieg-Wanderwegs, und führte nun stetig zum Wurmberg hoch!
Klippen auf dem Weg zum Wurmberg
Gerade des letzte Stück, der schmale Fußweg an der alten Sprungschanze, war äußerst anstrengend und aufgrund der umgestürzten Bäume zeit- und kraftraubend. Aber wie am Vortag vom Brocken, so wurde auch diesmal die Mühe des Anstiegs mit einer grandiosen Aussicht belohnt.
Aussicht auf den Brocken vom Wurmberg aus
Wieder abwärts, diesmal nicht über Braunlage, und die Oderschlucht hinunter, und über das Windeltreppental nach St. Andreasberg, wo im Kurhaus der vorletzte Verpflegungspunkt eingerichtet war. Etwas mehr wie ein Marathon noch zu laufen, und rund 11 Stunden Zeit, das müsste doch haushoch hinhauen?

Um es nun abzukürzen, so langsam will ich mal wieder laufen gehen: es hat gerade so gereicht! "Hintenraus" war die Strecke doch anspruchsvoll an Höhenmetern und auf dem allerletzten Teilstück zum Teil auch Unwegsam, die Stiege, wo wohl im Winter die Loipen verlaufen, waren echt nicht zum laufen gedacht, mal schlammig, mal mit so groben, losen Gesteinsbrocken, und das noch bei Nacht!

Und dann wieder umgestürzte Bäume, als ich drumrum lief, war der Pfad weg und ich musste wieder per Garmin Handheld schauen, wo es lang ging, sehr zeitraubend.
Geschafft! Im Ziel in Osterode!
Nach 47:48 Stunden!!!
Zum Schluss war ich echt nicht mehr ganz sicher, ob ich es innerhalb der offiziellen Cut-Off-Zeit bis 6 Uhr morgens schaffen würde. ABER: Super!!! Geklappt! Mein erster Lauf über 200km und einer der klassischen Lang-Ultras in Deutschland regulär gefinischt!!!

Stefan S.